lutter gar nüt

Auch diese Nacht regnet es und alles ist nass und „gräutschgelig“. Wir entscheiden uns noch hoch bis zu den Wikingern zu fahren. Auf der Strasse quer über die Halbinsel klärt es auf und wir erreichen die völlig verlassene Ostküste bei Sonnenschein. Mit hungrigen Bäuchen hoffen wir in der Tuckamore Lodge etwas zu essen zu kriegen. Leider servieren sie nur ihren z.t. prominenten Gästen (CEO Volvo etc.) Statt etwas zu essen, kriegt Lars ev. einen Job dort. Er diskutiert mit der sehr rüstigen Besitzerin Barbe, welche mit ihren Gästen noch immer auf Bären und Elchenjagd geht und das häufig mit Pfeil und Bogen. Sobald wir mal wieder stabiles Internet haben, wird er sein CV und Bewerbungsschreiben schicken. Auch wir hoffen natürlich, dass dies klappt, denn ein Besuch in dieser wunderschönen, völlig abgeschiedenen Gegend können wir uns jederzeit vorstellen. Im kleinen Dörfchen Main Brook gibt es ein kleines Restaurant beim einzigen Camping (Main Brook Park). Wunderschön gelegen mit Caribous und Elchen, die durch das Areal spazieren, würden wir eigentlich gerne bleiben. Da wir aber noch weiterfahren möchten/sollten, lassen wir uns von der netten Besitzerin bekochen und kosten ihre frisch gebackenen Muffins.

Bei St. Anthony stocken wir unsere Vorräte wieder auf. Verwöhnt sind sie hier nicht mit frischem Gemüse oder Früchte aber wir finden das Wichtigste für unsere Camping Gourmetküche. In der Hoffnung in der Iceberg Alley wirklich auch Eisberge zu sehen, suchen wir bei der Goose Cove nach einem schönen Schlafplatz. Da es auch hier ein wunderschönes Moorgebiet mit vielen Beeren aber auch viel Sumpf ist, gestaltet sich dies schwierig und wir landen schlussendlich in der Dämmerung auf einem „nullachtfünfzehn“ RV Park.

Es konnte nachgewiesen werden, dass in L’Anse Meadow ganz im Norden von NFL die Wikinger deutlich vor Kolumbus den Nordamerikanischen Kontinent besiedelten. Im nachgestellten Wikingerdorf, kriegen wir einen Eindruck, wie sie damals gelebt haben.

L’anse aux Meadow ganz im Norden NFL

Natürlich lassen wir uns einen Imbiss in einem der einzigen Gourmet Restaurants NFL nicht entgehen. Eine sehr sympathische Geologin und Umweltwissenschaftlerin hat hier zusammen mit ihrer Familie ein kleines Juwel in dieser verlassenen Gegend errichtet- mutig und talentiert. Die lange, touristenarme Winterzeit überbrückt sie mit schreiben von Kinderbücher über die Traditionen und Geschichte ihrer Vorfahren. Beim Erkunden der vielen Landesspitzen sehen wir tatsächlich noch 2 Eisberge, leider nur ganz in der Ferne.

Ausblick auf die Eisberge im höchsten Norden von NFL

Um am nächsten Tag die Fähre nach Labrador rechtzeitig zu erreichen, müssen wir noch bis in die Nähe von St. Barbe wieder an der Westküste fahren. Auch hier gibt es keine Campings, ein ziemlicher Sturm kommt auf und wir werden alle weich als Lukas (!!!!) vorschlägt ein BnB zu suchen. Während wir im Garten des BnB noch unser Nachtessen kochen, bereuen wir schon so viel Geld ausgegeben zu haben. Die Sonne drückt durch, der Wind flaut ab und eine Familie aus Hamilton kommt und stellt ihr Zelt gleich im Garten des BnB auf- das hätten wir auch machen können, wenn wir gewusst hätten, dass dies hier kein Problem ist. Wir hören fasziniert, dass die idyllische, vorgelegene Insel mit Wohnhaus und Leuchturm vor einem Jahr für 20’000sFr verkauft wurde. Wir begannen schon zu tagträumen, wie wir hier ein BnB errichten hätten können, wo die Gäste aus dem Zimmer die vorbeiziehenden Wale, die springenden Buckelwale und die Eisberge beobachten könnten. Lars wäre natürlich für den Transport der Gäste verantwortlich gewesen, sei es mit dem Quad oder dem Skidoo.

Insel vor Flowers Cove, zu kaufen für 20’000CHF

Wir haben ja schon das Gefühl auf NFL gibt es lauter gar nichts. Aber irgendwie haben es ganz viele Fährenbenutzer geschafft, ihre Pickups mit Einkäufen zu füllen, als Reisende sind wir eher Exoten. Wir sehen einige springende Delphine aber leider immer noch keine Rückflosse eines springenden Buckelwals.

Überfahrt St. Barbe nach Blanc-Sablon Labrador
springende Delphine

Die Küstenstrasse in Labrador Richtung Norden ist zwar noch asphaltiert aber versetzt mit riesigen Schlaglöchern. Die versprochenen und empfohlenen Satelittentelefone sind leider alle schon unterwegs und wir müssen den Translabradorhighway ohne antreten und hoffen keine grösseren Probleme zu haben. Netz gibt es nirgendwo und es vergehen Stunden ohne ein Auto zu kreuzen oder sonst Zivilisation zu sehen. iOverlander bringt uns für die Nacht nach St. Lewis, ein Fischerdorf 1h Dirtroad weg vom Highway. Bei unserem Camping oben bei der Navigationsantenne werden wir von einigen Dorfbewohnern besucht, für welche wir ein Highlight sind. Ein sehr nettes Paar, sie Inuit er Kanadier, kann uns viel über die Lebensweise hier an dieser rauhen Küste erzählen. Im Dorf gibt es eine Schule, in der sie insgesamt 30 Schüler von Kindergarten bis 12. Klasse haben. Der nächste grössere Ort ist 430km weg. Es gibt eine Krankenschwester, die für die Gesundheit der Dorfbewohner verantwortlich ist. Bei schwereren Fällen werden sie, wenn das Wetter es zulässt, mit dem Wasserflugzeug nach St. Antony (2000 Einw) geflogen.

St. Lewis iOverlander Spot
Genuss pur

Da Elin bei unseren Gesprächen immer noch nicht ganz Alles versteht, macht sie sich schon auf den kleinen Spaziergang über die Heide zur Klippe.

(ELIN) Ich ging dann und hatte Freude mit Skip, er lief ohne Leine und machte es super. Es hatte viele kleine Seen und Skip ging natürlich in alle hinein, doch der eine See war kein See sondern ein Schlammbad. Dann war er schön mit Schlamm übergossen. Wir gingen weiter und Skip wusch sich dann gründlich in einem richtigen See. Auf der Aussichtsplattform sah ich plötzlich einen Bären in nächster Nähe. Ich habe mich extrem erschrocken und hatte nicht mehr an die Regeln gedacht und einfach Skip gepackt und bin davongerannt. Zum Glück kamen in diesem Augenblick gerade Mama, Papa, Lars und Ayla und wir alle beobachteten den Bären von sicheren Distanz bis er sich dann im Gebüsch verzog.

Codfisch (Kabeljau) Fang (max 15 Fische pro Familie und nur am Sa/So und Mo. Fischindustrie sei Dank

Mittagessen im Fischerdorf…wunderschön aber wie kann man hier wohnen???

(Corinne) Die knapp 500 km auf Schotterstrasse durch das pittoreske Nichts bis Happy Valley Goose Bay wird noch spannender, als plötzlich das Warnlicht „Luftfdruck hinten rechts überprüfen“ aufleuchtet. Wir wagen es noch weitere 100 km zu fahren, sehen einen Bären davon zotten und entscheiden dann doch unser Reserverad zu montieren. Die Einzigen, die uns passieren, fragen ob sie helfen können, aber unsere 2 Männer haben den Wechsel perfekt im Griff. Wir erkunden kurz den dichten Wald und stossen bald auf eine verlassene, spooky Hütte und eine verrostete Bären/Tierfalle und gehen lieber wieder zurück zu unserem aufgebockten Auto.

pittoreskes Nichts
und wir wechseln die Zeitzone im Niemandsland
Flat tire auf dem Translabrador Highway

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