Über den Röstigraben in die nächste Zeitzone

 

 

Cap Lumière

Wir sind erstaunt, wie in Québec konsequent Französisch gesprochen, geschrieben und gebraucht wird. Viele können nur knapp Englisch und würden es wie die Franzosen nur im „äussersten Notfall“ gebrauchen. Das Québecoise ist für uns zT sehr schwierig zu verstehen, es ist nicht nur eine andere Aussprache aber auch werden zum Teil ganz andere Wörter gebraucht. Char= voiture, couriel= mail Adresse etc etc….

Mit der neuen Zeitzone verlassen wir auch Québec und kommen in das bilinguale New Brunswick, wo wir den Kouchibouguac NP besuchen. Leider hat es im Park selber keinen Campingplatz mehr frei. Wir lernen einmal mehr, dass die Kanadier bzgl. der Ferien nicht sehr spontan unterwegs sind. Sie buchen ihre Campingplätze spätestens im Januar für den Sommer….Zum Glück finden wir noch einen schnuggligen Platz beim Cap Lumière direkt neben dem Leuchtturm aber ausserhalb des Parks.

Mit einem Fatbike erkunden wir den Park bei wieder deutlich über 30 Grad und spähen die ganzen 25km angestrengt ins Dickicht in der Hoffnung einen Bären zu sichten. Auf dem Singletrail sind wir eigentlich ganz froh, dass nicht einer plötzlich im Wege steht, Ausweichmöglichkeiten gab es keine.

Kelly Beach ist uns dann fast etwas zu touristisch, um lange für eine Abkühlung zu verweilen. Schön wäre es, aber hat für nicht Atlantik gewohnte hat es zu viele Krebse und Quallen ….

Kelly Beach

Da ist einem der Schwarzbär, den wir vom Auto aus im Gebüsch entdecken doch viel lieber. Endlich sehen wir ihn alle! Dieser sicherlich noch junge Kuschelbär scheint sich nicht gross zu stören, dass wir ihn beobachten.  Die vorbeifahrenden Kanadier können uns nicht verstehen, dass wir ihm fasziniert zuschauen wie er wilde Himbeeren pflückt, für sie scheint das sehr alltäglich zu sein.

Idylle pur

Zu unseren Tagen mit dem Kanu auf dem Bonaventure River sagen Bilder mehr als Worte. Ausgesetzt in the middle of nowhere, direkt bei der ersten gar nicht so einfachen Stromschnelle fahren wir diesen wunderschönen Fluss mit dem kristallklaren Wasser bis zum Meer runter. Wir sehen die grossen Lachse schwimmen, über uns viele Eisvögel und andere spannende Vögel. Ab und zu kommen wir an einsamen Fliegenfischer vorbei.

der einsame Mohikaner

Die angewandte Physik beim Navigieren durch die Felsbrocken bei den Stromschnellen liegt nicht gerade jedem/jeder gleich aber wir schaffen es fast alle ohne zu kentern.

 

Skip hat mittlerweile fast Schwimmhäute. Er hat es bei unserem stressigen Paddeln durch die Stromschnellen manchmal vorgezogen rauszuspringen und selber runter zu schwimmen. War ihm nicht immer ganz geheuer, wenn gegensätzliche Kommandos vom Frontmann gegeben wurden….Auch wir haben die immer höhere Wassertemperatur (anfänglich sicherlich nicht über 15° am Schluss bei 20°) genossen.

Und am Abend gab es natürlich das obligate Lagerfeuer mit Marshmallows. Mit all dem Holz von den dichten Wäldern, können problemlos ganze 1. Augustfeuer entfacht werden. Nur war das Holz am Gegenufer natürlich viel besser.

Holztransport

Vor allem Lars hat nach nun 3 Wochen „nur“ mit seiner Familie ein ziemliches Craving nach sozialen Kontakten zu Peers. Sein grösstes Problem ist, dass hier alle Französisch sprechen und so seine Flirtfähigkeiten deutlich eingeschränkt sind. Deshalb wird seine Mutter angestellt, Kontakt zu knüpfen mit einer der wenigen Kanufahrer-Gruppe, die wir immer mal wieder treffen.  So wird- ganz zufällig- organisiert, dass wir am gleichen Ort unser Nachtlager aufstellen wie Hugo und seine 3 Kinder.- Makhena, Caleb und Noah. Eine sehr nette Familie aus Ottawa, die, wie es sich herausstellt, glücklicherweise bilingue sind. Lars und Makhena sitzen bis spät in die  Nacht am Lagerfeuer, während wir schon früher in das schlimmste Nachtlager ever wechseln. 5cm vom Ufer auf sehr unebenen Boden und va mit Millionen von diesen kleinen fiesen Biester, die sich sogar durch das Mückennetz in unser Zelt wagen und uns die Nachtruhe rauben. Am nächsten Tag sehen wir gepunktet aus und va die Girls haben geschwollene, schmerzhafte Lymphknoten. Aber für den sozialen Kontakt hat sich sogar dies gelohnt. Die 3 Kinder sehen nicht nur aus wie Natives sondern sind es auch zur Hälfte, wie es sich herausstellt.

schlimmste Nachtlager

Unser fantastisches Abenteuer hier in Bonaventure, im Süden von Gaspésie wird abgerundet mit einem Besuch des Westernfestival direkt neben dem Camping. Eine Welt für sich!

Bis ans Ende der Welt

Die ganze Nacht hören wir die Wale ihre Fontänen  ausstossen, ein wunderbares Geräusch. Am nächsten Tag möchten wir noch mehr über sie erfahren und besuchen das Forschungsinstitut über Wale in Tadoussac. Ein kleines, etwas touristisches aber süsses Fischerdorf gerade am Eingang des Fjordes. Der Nebel lässt keine Sicht auf den Fjord zu, gibt aber mystische Bilder.

 

Welch ein Zufall. Im Wal- Forschungszentrum treffen wir doch tatsächlich Berner, mit welchen wir zusammen den Geburtsvorbereitungskurs im Jahr 2000 besucht hatten und uns gegenseitig die Bébés Lars und Emma gehütet haben.

unser tägliches Chaos gib uns heute
Überfahrt auf die Gaspé Halbinsel (Forestville-Rimouski)

Eine eher etwas altertümliche Fähre bringt uns am Tag darauf über den Lorenzstrom auf die Gaspé Halbinsel, wo unser nächstes Ziel der Forillon NP ganz an der Spitze ist. Hier finden wir einen wunderschönen Campingplatz direkt am Meer. Bei schwülen 33 Grad wandern wir bis zum Bout du monde. Leider begegnet uns kein Schwarzbär, dafür stöbert Skip ein schmatzendes Stachelschwein auf den Bäumen auf. Es scheint sich ob unseren Beobachtungen und Annäherungen nicht zu stören. Das Land’s End präsentiert sich bei schönstem Abendlicht und wir erfahren dort viel über die Arbeit als Leuchtturmwart, diese Arbeit wurde in den letzten Jahren voll automatisiert.

Skip auf seiner beliebten Steine-Jagd
…und immer am Turnen
Beauty on the beach
knuddeln
Bout du monde
Teenies on the walk

Von den Bären zu den Walen

Tatsächlich schaffen wir es noch – trotz Autopanne, Abschleppen und langer Autofahrt – unseren nächsten reservierten Campingplatz zu erreichen. Wegen Skip dürfen wir nicht direkt in den Mont Tremblant NP sondern müssen etwas ausserhalb im aber auch sehr schönen Camping Domaine Lausanne verweilen. Bevor wir das Auto abstellen, wird alles Elektrizität-Saugende ausgesteckt, alles aus dem Auto rausgenommen und dann dürfen die Türen nicht mehr geöffnet werden. Die Wanderung am nächsten Tag, mit wunderschönem Ausblick auf den meandernden Fluss durch die unendlichen Wälder, ist etwas gehetzt, da der arme Skip im Auto warten muss. So wird die 4-5 Stunden angesagte Wanderung zu einer sportlichen Leistung und nach 3 Stunden sind wir wieder zurück beim Auto. Es ist 33 Grad warm und allen klar, dass wir und auch Skip dringend eine Abkühlung im schönen Fluss brauchen. Wir schauen extra, dass wir vor dem „Hunde verboten“ Schild zum Fluss runter gehen und Skip darf endlich wieder mal von der Leine und unermüdlich die ihm geworfenen Steine jagen. Leider ist auch hier der Spass bald vorbei, da uns irgendjemand verraten hat und uns 2 Ranger verjagen…wegen Skip..

Die nächste lange Fahrt bringt uns durch Ottawa und dann immer mehr nördlich durch viele kleine schön gepflegte 1000 Seelen Dörfer. Die Quebecaner scheinen ein Flair zu haben, ihre Häuser rauszuputzen und die Vorgärten zu pflegen. Lars chauffiert uns schon gekonnt mit noch etwas „room for improvement“ bei den Linkskurven….

Unser nächstes Ziel ist der Val Jalbert Campground beim riesigen, wie ein Meer erscheinenden Lac St Jean. Die 2 Flüsse, die unseren Zeltplatz einschliessen, ähneln der Verzasca mit schönen Pools und Stromschnellen. Lars spannt sein Tensile quer über den kleinen Fluss und schläft wie ein Herrgöttli.

Damit wir den nächsten Camping, der nach dem first come first served Prinzip funktioniert, rechtzeitig erreichen, brechen wir früh auf. Entlang des Fjords fahren wir bis zum Lorenzstrom und finden diesen, von einer netten Kellnerin in Montreal empfohlenen, Campingplatz – den Camping Paradis-Marin. Direkt vor den Felsen des Platzes tauchen immer wieder Wale und Seehunde auf. Wir lernen anhand der Finne zu erkennen, ob es ein Minkwal, ein Schweinswal oder sogar ein Finnwal ist. Lukas hatte sogar das Glück einen Beluga zu sehen.

Mehr oder weniger ökofreundlich gleiten wir am nächsten Tag mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit mit einem Seekajak diesen Giganten noch näher. Trotz aufkommendem Regen und 1-4 Grad warmem Wasser im Lorenzstrom, sind wir mit unseren Wetsuits gut ausgerüstet und können nur noch staunen. Wir sehen Mink-, Schweinswale, Seehunde und als Höhepunkt, das zweitgrösste Säugetier dieser Erde; ein bis zu 22m grosser Finnwal. Er taucht mehrere Male nur wenige Meter neben uns auf, spritzt eine grosse Fontaine bis er dann abtaucht und mit seinen 45km/h zu einem nächsten Fressgebiet schwimmt. Faszinierend!!!

Internet gibt es meistens nicht, dafür super-schnugglige Cafés wie das Kiboikoi, wo wir hier diese Beiträge schreiben und die Jugend all ihre Snapchats und sonstigen Kontakte pflegen. Morgen dann, setzen wir über den Lorenzstrom auf die Gaspésie Halbinsel und freuen uns auf weitere Abenteuer.

 

Herausforderungen im Backcountry

Unsere erste Station nach Toronto war der Algonquin Park im Norden. Nach einer längeren Autofahrt mit den letzten 50km auf einer dirt-road kamen wir erst in der Dämmerung auf dem Camping Platz an. Ein wunderschöner Platz direkt am See.

Beim Zelt aufbauen wurden wir von Mückenschwärmen attackiert. Es hielten aber alle tapfer durch, bis das Zelt stand. Nach einem kurzen Nachtessen ging’s ab in den Schlafsack.

Am Dienstag machten wir nach einem gemütlichen Frühstück eine Wanderung um einen der Seen. Auch hier wurden wir von den Mücken attackiert als ob wir die einzigen Nahrungsquelle für ganz Ontario wären. Zurück bei „unserem“ See genossen wir ein Bad im kühlen Nass. Nach der Sichtung von Wasserschlangen waren aber viele Wyders schnell wieder draussen. Am späteren Nachmittag wollten wir mit dem Auto zu einer weiteren kurzen Wanderung fahren. Ging aber nicht – das Auto startete nicht. Weil wir während dem Abend die Türen häufig offen gelassen hatten, saugte das Innenlicht die ganze Batterie leer. Mit der netten Hilfe unseres Platz-Nachbarn versuchten wir den Land Rover wieder zu starten. Er startete kurz und wir waren schon alle froh, um nur nach 3 Metern wieder aussteigen zu müssen weil nichts mehr ging. Aus und vorbei. Die verschiedensten Versuche mit überbrücken, Battery-booster und externer Batterie von verschiedenen netten Helfern vom Campingplatz und vom Ranger ‭halfen nichts. Das Auto startete nicht mehr. Wir beschlossen eine Nacht drüber zu schlafen und hofften auf ein Wunder. Am Mittwoch früh dann ein weiterer Versuch. Leider kein Glück. Abschleppen zur nächsten Garage war die einzige Option. Und die lag ganze 63km weit entfernt…

{Einschub Corinne: Während alle Männer ihre Köpfe in den Motor stecken, halten sich andere an ihre Kernkompetenzen und gehen den Abfall in den bärensicheren Containern beim Eingang entsorgen. Beim Spaziergang zurück, trottelt doch tatsächlich ein paar Meter vor mir ein Schwarzbär, der gemütlich die wilden Himbeeren am Wegrand nascht. Was jetzt? Um zu unserem Platz zurück zu gelangen, müsste ich an ihm vorbei- keine gute Idee. Also zurück zum Eingang, um den Ranger zu verständigen, der sofort in seinen Truck steigt und den Bären hupend vertreibt. Unser lieber, hilfsbereiter Nachbar Clovis, der schon seit 15 Jahren jeden Sommer 2-3 Wochen hier hin kommt, hat schon sicher seit 10 Jahren keinen Bären mehr hier gesehen. Auch in der Nationalpark Zeitschrift steht, dass es sehr selten ist im Algonquin NP einen Bären zu sehen….In der Nacht versichern sich die Ranger, dass alle Esswaren, Zahnpasten etc im Auto verstaut wird. Zudem fahren sie regelmässig Patrouillen, es gefällt Ihnen nicht, dass sich die sonst scheuen Bären bis in den Campground wagen. }

Nach dem Abladen des Land Rovers kommt der Garagist mit seinem Battery-booster, schliesst den an und startet den Motor. Ich machte nur ein langes Gesicht. Wie konnte das sein? Alles Abschleppen und $400 für nichts? In der Garage untersuchten sie den Wagen genauer. Nach Rund einer Stunde kam das Feedback, dass sie den Fehler nicht mit 100%-iger Sicherheit eruieren konnten. Der Tausch eines Relais (Lüftung mit Benzinpumpe) musste reichen. Nach ein paar Mal Probestarten fuhr ich wieder zum Camping zurück. Zelte wurden abgebrochen und alles eingepackt. Und das bei laufendem Motor weil die Angst einfach zu gross war, nochmals Startprobleme zu haben. Die CAA (Canadian Automobil Association) Premium Mitgliedschaft haben wir dann sofort gelöst…

Toronto zum Zweiten

Am Abend vor dem Start unserer Ferien dürfen wir unser Haus und unsere Vermieter kennenlernen und sind begeistert. Von aussen eher klein erscheinend, ist das Haus innen freundlich knarrend, grosszügig mit vielen kleinen Cachets. Wir werden uns hier sicher wohlfühlen. Kripa und Marcin bereiten ein feines indisches Abendessen und wir können all unsere 100 Fragen stellen. Elin geht sofort mit den 3 Kindern auf dem Strässchen hinter dem Haus spielen. Marcin wird in Paris an der HEC als Professor unterrichten, ein lustiger Kerl, der sich als Hobby Physikbücher kauft, um sein Hirn zu trainieren. Vielleicht wird diese hochintellektuelle und sehr sympathische Aura in diesem Haus, unsere IQ Punkte auch etwas nach oben beeinflussen…Es ist uns etwas peinlich, als wir unsere x Kisten und Koffer im Basement aufstapeln und sie uns sagen, dass sie mit je einem Koffer nach Paris reisen werden.

Der Montag ist einmal mehr geprägt mit Packen. Aber zuerst fahren Lukas und Lars noch zum Driving Centre, wo Lars seine G1 Prüfung ablegt (in 2 Anläufen, da er nicht weiss nach wie vielen Tagen man zu den AAA muss, wenn man mit 0.8Promille erwischt wird…) Beim 2. Anlauf waren die Random Fragen etwas einfacher und Lars ist jetzt stolzer Besitzer eines Führerausweises.

Jeder Millimeter in unserem Auto wird gestopft, unser neuer Dachträger voll beladen und ENDLICH geht es ab in die Ferien. Die Distanzen sind enorm aber bald sind wir in dieser so wunderschönen borealen Landschaft im Backcountry von Canada. Spät, als die Luft schon geschwängert ist mit Mosquitos, erreichen wir unseren Campground und flüchten zwar noch hungrig ins, in Rekordzeit, aufgestellte Zelt. Wir sind im wunderschönen Backcountry angekommen. Frösche quaken und sonst absolute Stille. Kein Netz, kein Strom, nada…

Erste Kanada-Eindrücke aus Skip’s Sicht

 

Also ich verstehe meine Leute nicht…..Da haben wir ein gemütliches Haus, einen Garten wo ich mich austoben kann, x Möglichkeiten, wo ich markieren kann und dies Alles direkt vor der Haustüre, Joggingstrecken, wo ich einfach machen darf was ich will….aber nein. Da bricht diese Hektik aus, Kisten werden gepackt und plötzlich werde ich in meine verhasste Kiste gesteckt, in welcher ich sehr sehr lange verharren muss. Endlich höre ich meine Leute an einem fremden Ort, sie sprechen gut auf mich ein aber raus lassen sie mich immer noch nicht. Ok ich vergebe ihnen teilweise, denn am ersten Ort, wo wir dann schlafen, lassen sie mich sogar in Elin’s Bett schlafen, sie scheinen ein schlechtes Gewissen zu haben.. 😉

Aber das Spazieren: an engster Leine muss ich laufen, überall rennen Eichhörnchen herum und spielen den Narren mit mir. Die wären noch viel cooler zu jagen als die Katzen in Burgdorf aber den Zusammensch….den ich kriege ist eher noch heftiger als gewohnt, meine Leute scheinen selber noch etwas gestresst. Auch all die schönen Blumentöpfe in der Einkaufsstrasse lassen sie mich nicht anpinkeln.

Seit wir in diesem Kanada sind durfte ich noch nie wirklich ab der Leine. Dabei sind wir jetzt- knapp eine Woche nach unserer Ankunft- an einem wirklich schönen Ort, es hat nur Bäume, viel Wasser und es riecht nach ganz vielen spannenden Tieren. Einige sehe ich auch- Chipmonks, Frösche, Wasserschlangen, Waschbären aber irgendwie riecht es noch nach grösseren Kollegen. Aber eben- mir wird konstant „Fuss“ ins Ohr gebrüllt und weil ich das nicht wirklich ernst nehmen kann, werde ich zT ziemlich rabiat zurückgezogen. Es wäre ein Paradies hier. Aber sie erklären mir, dass die meisten Unfälle mit den Bären wegen Hunden passieren. Meine Hunde-Kollegen haben anscheinend den Bären gejagt bis es diesem zu doof wurde, dann hat der Bär den Hund gejagt, der dann aus lauter Angst zurück zu seinen Liebsten rannte…ja und dann war Chaos…Meine Leute glauben mir nicht, dass ich das NIE machen würde….

Eigentlich wäre ich ja todmüde aber es ist einfach zu aufregend hier. Streifenhörnchen überall, Wasserflugzeuge die landen und meine Leute, die sich immer wieder von mir und dem Zelt entfernen, um sicher irgendetwas Spannendes zu erleben. (sie sagen zwar, dass sie „nur“ auf die Toilette gehen).

Auf dem Spaziergang heute waren sie aber fast so aufgeregt wie ich. Sie haben immer wild um sich geschlagen und haben die schöne Aussicht gar nicht genossen. Nach dem Spaziergang haben alle ausgesehen wie Streuselkuchen und sind ganz erleichtert in den See gesprungen….wieder ohne mich da dort so ein Schild mit einem durchgestrichenen Hund stand. Irgendetwas müssen meine kanadischen Kollegen falsch gemacht haben, dass sie hier so viele Regeln haben.

 

 

 

 

Die Nacht war aber cool. Es gab soooo viele spannende Geräusche. Sie wollten mich doch tatsächlich zuerst ins Auto einsperren, da sie meinten die Mücken würden mich nerven (was sie auch tun) aber ich habe dann so lange gejammert, bis sie mich holen kamen. Da durfte ich doch tatsächlich im Zelt auf deren Beine schlafen, was ich wunderschön fand, so dass ich mich alle paar Minuten wohlig rekelte.

Toronto zum Ersten

Unsere ersten Tage in Toronto sind geprägt von umpacken und planen. Zudem können wir uns einen ersten Eindruck der Stadt machen. Wir sind schon verliebt! Es scheint eine freundliche, grüne Stadt zu sein mit vielen Angeboten für alle Geschmäcker.

Aber bevor wir geniessen können, mussten wir -kaum angekommen-  unbedingt unseren Kubik verschifftes Material abholen, das jetzt auch noch in unserem schönen AirBnB rumsteht….

Jetzt kommt einfach die gute Frage, ob wir das alles in und auf unser Auto bringen, wenn wir morgen endlich unsere wohlverdienten Ferien beginnen möchten.  Skip macht uns unschuldigerweise immer mal wieder einen Strich durch die Rechnung. Er darf nicht mitkommen den Worldcup an der Strandpromenade schauen (nicht einmal auf der Terrasse der Restaurants sind Hunde erlaubt), dann müssen wir die von ihm so verhasste Hundebox mitnehmen, da wir sonst die Fähre von Novia Scotia nach Neufundland nicht nehmen dürfen, dann sind in gewissen Nationalparks Hunde weder am Strand noch auf den Wegen noch auf den Campingplätzen erlaubt….na wo dann?? etc etc…Mit der Hundbox als weiteres Gepäckstück haben wir echt nicht gerechnet. Aber Probleme sind ja nur der Unterschied zwischen Soll und Sein….

Sowieso gestaltet sich das Planen unserer Reise- das wir jetzt endlich anfangen können- als nicht ganz einfach. Die Kanadier scheinen fanatische Durchorganisierer zu sein und buchen ihre Campingplätze Wochen im Voraus….nicht ganz unsere Mentalität aber auch das werden wir irgendwie schaffen.

Heute Abend sind wir dann noch in unserem neuen Haus bei unseren zukünftigen Vermietern eingeladen und natürlich sehr gespannt. Elin hat mit Schrecken festgestellt, dass es nicht einmal 1/4 so gross wie unser Haus in Burgdorf ist. Die „Vorteile“ der Grossstadt werden aber schon im AirBnB voll ausgekostet zB mit Uber-Eat (yeah ich muss nie mehr kochen… 😛 ), einkaufen rund um die Uhr, Trash-Pandas (so werden die Waschbären anscheinend genannt) etc etc. Wir freuen uns!!

It’s my Birthday

Nachdem wir uns schon ein bisschen in Montreal eingelebt haben, geht es schon wieder ans Packen. Aber zuerst wird mein Geburtstag mit einem ausgiebigen Frühstück in einem schönen Café gefeiert. Danach trennen uns unsere Wege. Die Männer installieren das roof rack auf unserem Auto, was ein paar Probleme mit sich brachte und auch ziemlich Zeit beansprucht aber mit Hilfe eines lieben lokalen Automechanikers nach einiger Zeit trotzdem klappt. Nach dieser ein bisschen improvisierter Installation holen sie unser restliches Gepäck, das wir am Flughafen gelassen haben, wieder ab. Die weibliche Delegation dieser Familie geniesst das Zentrum von Montreal mit City Bikes  und erkunden verschiedene Läden und Malls- what else… Skip kommt gar nicht dazu „Gassi“ zu machen da die Squirrels ihn halb wahnsinnig machen, wir hoffen er gewöhnt sich bald an diese. Mein Geburtstag schlossen wir mit einem feinen Znacht in einer trendy Beiz.

Die Admin-Themen

Wie geplant hat Lukas um Mitternacht den Bus von Montreal nach Toronto genommen. Der folgende Mittwoch war minutiös geplant: Führerschein umtauschen, Auto kaufen, Versicherung abschliessen, Auto einlösen, Dachträger abholen und nach Montreal zurückfahren. Der Rest der Familie geniesst Montreal bei schönstem, heissem Wetter.

Die Busfahrt verlief unspektakulär. Allerdings hatten wir aufgrund der morgendlichen rush hour bereits eine Stunde Verspätung bei der Ankunft in Toronto. Anstatt um 06:30 kam der Bus erst um 07:30 an. Mit Uber ging es zum Drive Test Center um den Führerschein umzuschreiben.

Beim Drive Test Center ein kurzes Anstehen und dann die erste Ernüchterung: die nette Dame am Empfang gab mir Bescheid, dass ein Umschreiben des Führerscheins nur mit eine beglaubigte Übersetzung möglich sei. Ich habe sie dann gefragt, was genau man übersetzten solle – neben verschiedenen Daten hat es praktisch nur Piktogramme. Auf der Rückseite hat es dann aber doch ein paar Wörter wie Name, Vorname, Geburtsdatum, etc. die man übersetzten kann. Die Dame hatte kein Erbarmen und blieb hart. Und die Übersetzung dürfe nur von einem ATIO-akkreditierten Übersetzter (Association of Translators and Interpreters of Ontario) gemacht werden…Im Vorfeld hatte ich 3 mal angerufen, um sicher zu stellen, dass ich dann alle Dokumente dabei habe, von dieser Übersetzung hat nie jemand etwas erwähnt, auch der internationale Ausweis akzeptieren sie nicht.

Ganz tief durchatmen, dachte ich mir nur. Wo sollte ich jetzt auf die Schnelle eine solche Übersetzung herkriegen? Mein ganzer Plan schien schon beim ersten Schritt zu scheitern. Also nochmals: ganz tief durchatmen und dann ging es los: Computer hervor genommen, nach ATIO-akkreditierten Übersetzern in Toronto gesucht und angefangen zu telefonieren. Schlussendlich bin ich bei einem netten deutschen Herren gelandet, der sei  über 60 Jahren in Toronto lebt und Übersetzungen so nebenbei macht. Zufällig hatte er Zeit. Per Mail also den Führerschein an Herrn Stahlberg geschickt. Leider wohnt Herr Stahlberg auf der anderen Seite der Stadt. Nach eine Uber-Fahrt von fast einer Stunde bin ich bei ihm angekommen und konnte die Übersetzung für CAD 40 entgegen nehmen. Dann wieder quer durch die Stadt zurück zum Drive Center. Leider kennt Uber keinen Mengenrabatt. Mit der Übersetzung ging es dann reibungslos.

Mein Zeitplan kam durch die verspätete Ankunft und die ungeplante Übersetzung völlig durcheinander. Nicht aufgeben war die Devise!

Weiter ging’s zum Autohändler. Das Auto hatte ich mir im Netz im Vorfeld schon angeschaut. Nach einer kurzen Probefahrt und einem oberflächlichen Check (ich verstehe ja nicht wirklich was von Autos), habe ich das Fahrzeug gekauft. Mit grossen Augen hörte ich dann dem Verkäufer zu, dass die Reinigung und das Einlösen mindestens einen Tag in Anspruch nehmen würde. Auf mein Drängen hin versprach er mich, sein Bestmöglichstes zu machen. Er würde mich um 17h anrufen, um mir Bescheid zu geben, ob es am selben Tag noch klappen würde. Ich zottle mit meinem Rollkoffer und Tasche ab und suche mir ein Plätzchen, um zu warten. Vor einem Supermarkt finde ich ein solches und gönne mir zum ersten Mal was zum Essen. Zwischendurch sende ich die Details des Autos zur Versicherung, mit der ich schon im Vorfeld Kontakt hatte. Sie bestätigen, dass die Versicherung nun gültig ist und läuft, wollen aber das Geld als Cheque haben. Ich versuchte zu erklären, dass ich noch keine kanadisches Bankkonto habe und dass ich den Betrag via Kreditkarte oder Banküberweisung bezahlten könne. Ein neues Problem? Ich habe dann nichts mehr von der Versicherung gehört, die Versicherungsbestätigung per Mail aber erhalten. Schien OK zu sein.

Um 16 kommt schon die Nachricht, dass es noch für den selben Tag reichen würde. Ich solle um 17 das Auto abholen kommen. Ich laufe zurück und bin natürlich vor 17h da –  in der Hoffnung, dass es evtl. schon früher bereit ist. Nix da. Ich darf Platz nehmen und warten. Schliesslich kommt Brian (der Autoverkäufer) und drückt mir die Schlüssel in die Hand.

Ich steige ein und fahre los zum UPS Service Point. Den Dachträger habe ich mir von den USA dorthin liefern lassen. Bei UPS ging alles reibungslos. Papiere vorzeigen, Pass zeigen und schon hatte ich das Roof Rack im Kofferraum.

Da war doch noch was im Kofferraum: bei der Testfahrt war das Reserverad drin – jetzt  nicht mehr. Und unten am Auto, wo es eigentlich hingehört, war es auch nicht. Also zurück zum Autohändler um zu fragen, wo das Reserverad geblieben sei. Der liebe Brian schob die Schuld auf die Mechaniker und liess das Reserverad holen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Ein zweites Mal losfahren vom Autohändler, diesmal in Richtung Montreal: 550 km. Nach einem langen Flug am Dienstag und einer eher ungemütlichen nächtlichen Busfahrt am Mittwoch war ich nicht sonderlich fit für eine längere Autofahrt. Die erste Pause habe ich mir schon nach einer Stunde gegönnt. Anstatt der geplanten 30 Minuten schlief ich über eine Stunden. Weiter ging’s. Irgendwann dann noch eine zweite längere Pause und schliesslich bin ich morgens um 03:00 todmüde in Montreal ins Bett gefallen.

Obwohl nicht alles ganz nach Plan lief, entsprach das Resultat doch dem ursprünglichem Ziel.