unglaubliche Gastfreundschaft

In Happy Valley Goose Bay (neben Labrador City, die 500km entfernt ist, die grösste Stadt in Labrador mit 8000 Einwohnern) kommen wir gerade rechtzeitig vor Feierabend beim Garagisten an. Ohne viele Worte nimmt er unser kaputtes Rad und flickt die 3 Löcher. Obwohl er 30min arbeitet, will er kein Geld dafür. In Happy Valley Goose Bay wohnen deutlich über 50% Inuit, Innu (nomadische Inuit, welche den Karibu Herden folgen) und Natives. Wir übernachten auf einer Plattform mit Ausblick auf das Meer auf der einen und See auf der anderen Seite.

Ausblick bei unserem Platz bei Happy Valley Goose Bay

In ganz Labrador gibt es keinen Camping, man darf sein Zelt aufstellen, wo man möchte. Erst nach einer längeren „Suchti- Zeit“ mit tatsächlich recht gutem Internet im Visitorzenter und einem Besuch im fast einzigen Geschäft hier, dem Northern lights, fahren wir weiter nach Churchill Falls. Das Northern Lights muss man gesehen haben, wenn man sich bis hier hin verirrt. Man findet Alles, um hier in der Wildnis überleben zu können. Waffen, Jagdausrüstung, Fischerausrüstung, Schlafsäcke bis -50Grad, Schlittenhundegeschirr …. Der Besitzer kommt ins Schwärmen, was man hier für Fische mit nur einer Leine mit einer Fliege dran, fischen kann. Natürlich müssen wir das probieren.

(Ayla) Nach weiteren 380km auf asphaltierter Strasse erreichen wir am späten Nachmittag Churchill Falls. Wir arrangieren uns noch eine Tour durch das einst grösste Wasserkraftwerk der Welt. Unser Zelt dürfen wir auf einer Grasfläche vor der Kirche dieser 700 Seelen Retortenstadt aufstellen. Im Town Center –einem grossen Gebäude mit allem drin was man zum Überleben des eisigen Winters (Durchschnitt -35°C) braucht- können wir ganz für uns das örtliche Schwimmbad geniessen und noch eine lange Dusche nehmen (was bitter nötig war nach 3 Tagen ohne Dusche oder schwimmen).

Wir essen im einzigen Restaurant der Stadt zNacht und erfahren dabei, dass es immer wieder Bären in der Stadt gäbe, die um einiges aggressiver wären als die, die in der Natur leben, da sie für das Essen gegeneinander kämpfen, wir sollen aufpassen. Wir lassen den Abend noch mit einem Tichu ausklingen als plötzlich die Dame vom Empfang des Hotels kommt und uns mitteilt, dass wir nicht in unserem Zelt schlafen dürfen, weil es zurzeit um die 8 Bären in der Stadt hätte und es einfach zu gefährlich wäre. Sie kam immer wieder mit neuen Ideen, wo wir schlafen könnten, welche aber entweder von den Securities nicht erlaubt wurden oder man einfach nicht angenehm schlafen konnte. Die wenigen Hotelzimmer für die vielen Ingenieure, die hier immer wieder kommen, sind ausgebucht. Nach langem hin und her konnte sie uns (eher inoffiziell) ein kleines Apartment mitten in der Stadt organisieren.

in den sicheren 4 Wänden

Ausgeschlafen und geschützt von den vier Wänden des Hauses können wir am nächsten Tag um 9 die kostenlose Tour durch die Stadt und durch das Wasserkraftwerk antreten. Mit uns kommt ein nettes, junges Pärchen (Marcel und Sina) aus Deutschland, welches schon seit April per Work & Travel in Kanada unterwegs ist. Sie berichten uns auch, dass sie aus ihrem Van aus, den sie auch bei der Kirche parkten, einen Wolf aber nicht einen Bären bei unserem Zelt gesehen haben, Skip wäre ausgeflippt!!

Die gesprächige Führerin kann uns sehr viel über die Stadt und auch über das Wasserkraftwerk erzählen, obwohl sie früher nichts in diesem Beruf gelernt hat. Z.B erzählt sie uns, dass man in Churchill Falls seine Türen offenlässt, damit sich Menschen auf der Flucht von Wildtieren oder von der Kälte in den Häusern retten können. Auch spannend war, dass alles in der Stadt Nalcor gehört. Die Menschen die dort wohnen arbeiten alle im Wasserkraftwerk, müssen nur bis zu 90$ Miete bezahlen und auch die Wasser- und Stromrechnungen wird von der Firma übernommen. Schattenseite davon ist aber, dass sobald man aus irgendeinem Grund nicht mehr bei Nalcor arbeitet, innerhalb 3 Monaten aus der Stadt sein muss. Aus diesem Grund gibt es auch keine älteren Menschen in Churchill Falls. Im Wasserkraftwerk arbeiten sie gerade am grössten Projekt seit der Inbetriebnahme. Die Arbeiter müssen bis zu 77 Tonnen schwere Teile in engstem Raum 300m unter der Erde austauschen. Nach dieser sehr interessanten Tour trinken wir noch einen Kaffee mit dem lieben Pärchen aus Deutschland und fahren dann weiter Richtung Labrador City.

spannende Tour durch das einst grösste unterirdische Wasserkraftwerk
wir werden ausgerüstet. Nach der Fahrt mit dem Lift 19 Stockwerke in die Tiefe dürfen wir nicht mehr fotografieren

Auf dem Weg dorthin besuchen wir die ehemaligen Churchill Falls, bei denen uns vor allem das riesige Flussbett des einst grossen Flusses imponiert hat.

Churchill Falls
unglaubliche Pilze hier

Dort erzählt uns ein anderes Pärchen, dass sie vor etwa 20min einen riesigen Bären bei der Müllhalde von Churchill Falls gesehen haben. Also wieder zurück und zur Müllhalde, welches sich dann aber als einfache Fläche mit verteiltem Müll herausstellt. Das erstaunt uns ein wenig, weil sie ja anscheinend wirklich ein Problem mit den Bären haben und eine solche Müllhalde eigentlich das perfekte Anlockmittel ist- schade kriegt diese anscheinend gut funktionierende Firma die Abfallentsorgung nicht besser in den Griff. Wir verstehen ja schon, dass das Müllauto nicht 1mal in der Woche 500km fahren kann und vorallem bei Durchschnitts-Schneehöhen von 3 m zwischen Oktober und Juni. Wir sehen leider (oder zum Glück) keinen weiteren Bären und machen uns dann wirklich auf den Weg nach Lab City.

Wölfe aber keine Menschenseele

Angekommen, stellen wir unser Zelt auf einer Wiese mit mehreren Picknick Tischen direkt an einem See auf. Wir fahren einmal durch die Stadt und bestaunen die riesigen Fahrzeuge, die sie dort auf der Mine benutzen. Vor dem ins Bett gehen, sehen wir in der klaren Nacht tatsächlich noch Nordlichter (professionelle Bilder von Lars folgen).

Lab City

Ein neugieriger Fuchs gesellt sich plötzlich zu uns. Mama versucht ihn zu verscheuchen und Skip, der eigentlich schon im Zelt angebunden sein Plätzchen eingenommen hat, muss ihr natürlich mitsamt der Tasche von Lars im Schlepptau helfen kommen. Kurze Zeit später war der Fuchs verschwunden aber Skip bellt noch einige Zeit die Tasche an, weil der nächtliche Besuch ihn anscheinend doch ziemlich verwirrt hat. Nach einer kalten Nacht geht es für uns am nächsten Tag auf eine längere Fahrt zurück zum Lorenz Strom. Auf der Strecke gibt es mehrere Minen (v.a. Eisenerz aber auch Alluminium). Deswegen donnern auch immer wieder riesige Laster in einem unglaublichen Tempo  trotz sehr kurviger Schotterstrasse an uns vorbei.

Beim Lorenzstrom und wieder in der Toronto Zeitzone übernachten wir in der Nähe eines kleinen Skigebietes direkt an einem See und genossen den Mücken- und Blackflyfreien Abend.

morgendliches Schwimmen in unserem See. Skip hat nachher leider einen „Swimmer Tail“ wir hoffen er erholt sich wieder

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