Ein bisschen von Allem

Mendenhall Glacier Juneau

 

 

 

nasse Wanderung zum Mendenhall Glacier

Zuerst war der Pfuus fast etwas draussen, zudem zeigte sich nun das anscheinend typische Juneau Wetter, Nieselregen. Wir hatten unglaubliches Wetterglück bei unseren 5 Tagen im Tracy Arm. Die Eindrücke unserer ersten 2 Wochen waren so stark, dass wir fast etwas Angst hatten wir hätten jegliches Pulver verschossen. Wir haben uns richtig verliebt in diese so unglaublich verlassene Gegend von Yukon und Alaska, dass wir gar nicht richtig planen wollten in den touristischen Süden von British Columbia runter zu fahren.  Bei einer  Wanderung erkundeten wir noch den Mendenhall Gletscher und nervten uns ob den x Sightseeing Helikopter, welche Touristen auf dem Gletscher abluden nur um sie kurz später wieder ins Tal zu fahren. Gleichzeitig erfährt man auch hier wie rasch der Gletscher zurückgeht… paradox!

Fahrt mit der Fähre von Juneau nach Haines

Auf der Fahrt mit der Fähre dürfen wir noch miterleben wie ein „Firedrill“ und ein Mann über Bord geübt wird. Zum Glück kam es zu keinem Ernstfall, denn bis das Rettungsschnellboot runtergelassen wurde, wäre sicherlich jeder „Mann-über Bord“ schon im eisigen Pazifik erfroren. Die Fahrt von Haines zum Kluane NP im Yukon ist eine der schönsten Strecken, der vielen Kilometer, die wir hier in Kanada gefahren sind.

Der Kluane NP mit dem höchsten Berg von Kanada (Mt Logan 5959m) ist ein riesiger, kaum erschlossener NP. Wir campen auf einem Campingplatz, wo die Zelte mit einem Elektrozaun umgeben sind, da die Grizzly Aktivität hier zu hoch ist. Aber auch bei unserer nächsten Wanderung auf den Sheepmountain, sehen wir nur Spuren von Grizzly’s. Der Aufstieg ist hart aber die Aussicht lohnt sich auf alle Fälle!

Sicht vom Sheep Mountain Kluane NP
Auf dem Weg auf den Sheep Mountain

Als wir mal berechnen wieviele Kilometer wir noch fahren müssen bis wir in Vancouver sind, entscheiden wir doch diesen lieb gewonnenen Norden zu verlassen. Der Alaska Highway erweist sich als alles andere als eine langweilige Autofahrt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Landschaft ändert von hochalpin, zu boreal, zu wunderschönen Seenlandschaft und alle paar Kilometer sehen wir irgendeines der typischen kanadischen Tieren. Nach dem 5. Bären und x-ten Elch bremsen wir schon gar nicht mehr ab.

Ein Nachtlager, welches wir im Nirgendwo aufstellen, müssen wir wegen unglaublich vielen No-see-ums (was für ein niedlicher Name für unglaublich miese Dinger) oder auch Midges genannt, abbrechen. Diese winzig kleinen Fiecher, kriechen problemlos durchs Netz und fressen einem bei lebendigem Leibe. HORROR!! da sind Mosquitos harmlos dagegen. Im Allgemeinen haben wir erst kürzlich geschwärmt, dass es deutlich weniger Mücken oder andere Insekten hier im Norden hat als letztes Jahr in Ostkanada. Lukas und ich teilen uns die Fahrt durch die Nacht, während die Girls hinten gemütlich schlafen. Etwas verknittert gönnen wir uns in aller Früh ein Bad in den Liard Hot springs. Eine wunderschöne, versteckt in der Natur liegende Anlage mit eigentlich fast zu heissem Wasser für ein Sommerbad. 

Der nächste Stop mit deutlich kühlerem Wasser ist am Muncho Lake, wo wir endlich mal dazu kommen all unsere Sachen zu trocknen. Unsere Wasserschuhe vom Kajaken waren schon x- mal fast trocken, bis es dann wieder zu regnen begann. 

Muncholake
Muncholake 

 

 

 

 

 

 

 

Muncholake , unsere „private Beach“

Nach vielen 100km kommen wir nach Jasper. Es wird alles deutlich touristischer und wir erfahren schnell, dass alle Campgrounds voll sind aber auch der overflow Campground ist gar nicht so schlecht, wir installieren uns für die nächsten 3 Nächte. Gerade als wir in den NP reinfahren, stehen einige Autos am Strassenrand. Zuerst denken wir es sei wieder ein Elch oder ein Bär oder sonst ein Tier. Leider sehen wir dann ein kleines Sportflugzeug, welches anscheinend vor nur 20 Minuten hier in den See gestürzt ist- ein Insasse tot, der Andere schwerverletzt. Dies erfahren wir erst von den Rangern auf dem Camping,  aber helfen, hätten wir wahrscheinlich eh nicht können. 

Nach einem erholsamen Schlaf (so gut das im Zelt geht) machen wir am nächsten Tag eine wunderschöne Mountainbike Tour, weg von den Touristenströmen. Die schwarze Route zwingt zumindest die weiblichen Familienmitglieder ab und zu abzusteigen aber auch wir geniessen diese abwechslungsreiche ziemlich anspruchsvolle Tour. Bei der Pause kühlen wir uns in einem der stahlblauen Seen ab. Auf der Rückfahrt nach Jasper fährt Lukas, der zuvorderst fährt fast noch ein Bärenbaby um. Zum Glück können wir frühzeitig bremsen, damit wir nicht den Weg abschneiden zwischen Jungem und Mutter. Wir zögern lange ob wir so nah an den beiden vorbei stossen sollen. Sie sind wirklich nur 2-3m von uns entfernt im Beerengebüsch und fressen vergnüglich weiter. 

challenging Mountainbiketour in Jasper
Show bei wunderschöner Scenery
Wunderschöne Mountainbiketour zu den 5 Lakes (mit am Schluss Joggingstrecke, da biken verboten)

 

First Lake Jasper

Wir haben soviel Spass am biken, dass wir auch für den nächsten Tag die Mountainbikes nochmals mieten und eine noch viel anstrengendere Tour machen. 

Nächster Stopp Whistler. Hier ist es dann wirklich touristisch aber auch viele Leute von Vancouver verbringen ihr Wochenende in diesem, für sportbesessene ideale, Naherhohlungsgebiet. Die Mountainbiketour ist nicht ganz so schön wie in Jasper und wir stossen einen Teil der Diamondroute auch den Berg runter, da es schlicht zu anspruchsvoll ist (sogar für Lukas).

Als Abschluss unseres Abenteuers, bevor wir in Vancouver nochmals etwas Stadtluft schnuppern, haben sich die Girls ein Canyoning gewünscht. Wie Entdecker führt uns Xavier-François durch den Cypruss Canyon nicht weit von Vancouver. Wir fühlen uns wie Indiana Jones, wenn wir durch diesen mit Moos und Flechten verhangenen Bäumen umsäumten Fluss runterspringen, abseilen oder schwimmen. Der Einstieg ist gerade ziemlich hart, da es va Elin im tosenden Wasserfall zu drehen beginnt und sie einen Moment zu lange hängen bleibt. Unser Guide war auch etwas überrascht über die Wassermengen, die auf Grund des nächtlichen Gewitters deutlich gestiegen sind. Danach haben wir aber alle unseren Spass. Im Gegensatz zum Canyoning in Korsika vor 2 Jahren sind wir hier völlig alleine und es ist alles etwas wilder und anstrengender. Ein schöner Abschluss unseres Outdoor Abenteuers in Westkanada. 

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Elin mit unserem Guide Xavier-François
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Canyoning

Anschlieesend noch die letzte Nacht im Zelt. Die Freude auf ein richtiges Bett nach 4 Wochen auf mehr oder weniger unbequemen Zeltplätzen zu schlafen ist riesig. Wieder Duschen, wenn man möchte, ein richtiges WC und nicht nur Büsche oder Plumpsklos…man lernt die moderne Zivilisation nach solchen Ferien wieder richtig schätzen. Aber missen möchten wir keinen einzigen Moment, dieser grossartigen Ferien. 

 

 

 

 

 

 

 

Alaska at its best

Sicht von unserem ersten Campspot aus

 

Die Nervosität steigt mit jedem Tag. Haben wir uns zu Kajak-erfahren eingeschätzt? Was wenn wir im eisigen Wasser kentern? Bären, Killerwale, Seelöwen, die auf die Kajaks springen, um ihr Revier zu verteidigen, sind wir Schweizer Landeier ein gefundenes Fressen für sie? Wird Elin endlich wieder gesund, welche nach 12h erbrechen seit 3 Tagen immer nur schläft und absolut energielos ist?

nervös aber ready

Erstmals sind wir noch auf einer sicheren grossen Fähre von Skagway nach Juneau, wo wir mitten in der Nacht um 1:30 ankommen und auf dem Mendenhall Campground noch unser Zelt aufschlagen. Im Gegensatz zum Yukon, wo es nur zwischen 1:45-2:20 dunkel war (!!!) sind es hier immerhin 3-4h. Am nächsten Tag erhalten wir unser Equipment beim Alaska Kajak Adventure: 2 2er Kajaks, 3 Bärenkanister (obligatorisch um all das Essen, Zahnpasta, Mückenspray und Sonnencreme zu verstauen, welche anscheinend für die Bären Leckerbissen sind) Sprayskirts, Schwimmwesten und das obligatorische Funkgerät. Wir können Juneau nicht so richtig geniessen, welches regelmässig von tausenden von Kreuzfahrschiffsgästen überflutet wird, zu stark sind unsere Gedanken beim Packen und planen. In unserem Campground sehen wir dann schon mal eine grosse Bärenmutter mit ihren 3 Jungen, welche flink auf den Baum klettern als wir uns nähern.

Pünktlich um 6h früh wird unser Material zum Alaska bound Schiff gebracht, welches uns und unsere geladenen Kajaks bis ans Ende des Tracy Arm Fjord transportiert. Wir werden von den Touristen an Board wie Exoten angestarrt und ausgefragt, was unsere Nervosität nicht gerade mindert. Der ausgesprochen grumlige Captain Steve macht uns noch auf alle bevorstehenden Gefahren aufmerksam, Lukas ist mehrmals nahe dran unser Abenteuer kurzfristig abzublasen. Elin schläft praktisch bis es ernst gilt und wir die Anweisung kriegen unsere Sprayskirts und Schwimmwesten zu montieren.

Das Captain Cook Schiff lässt uns direkt beim Sawyers Gletscher ins Wasser, ab jetzt sind wir auf uns selber gestellt

Zwischen grossen Eisschollen, welche vom imposanten South Sawyer Gletscher regelmässig abkalbern, werden unsere Kajaks direkt vom Boot ins Wasser gelassen. Mit der Angst, unter den Blicken von allen Touristen zu kentern, klettern wir die Leiter runter in unser waggeliges Kajak. Lukas spricht die erste Stunde, nachdem uns das Captain Cook Schiff verlässt und wir alleine in dieser imposanten Eiswelt sind, nichts. Wir hingegen sind sofort eingenommen von dieser fantastischen Landschaft und den vielen sich zurufenden Seehunden, welche hier zuhinterst im Tracy Arm ihre Jungen gebären, aufziehen und die Eisschollen zum Ausruhen und sonnen brauchen. Wenn das Adrenalin nicht immer noch in hohen Mengen durch unsere Adern strömen würde, könnten wir einfach mit offenem Mund staunen. Aber immer muss man aufpassen, dass man nicht zu nahe an einen Eisberg, welcher plötzlich seine 85% Unterwasser liegende Masse wenden könnte, herangetrieben wird. Gelesen haben wir wie der konstant kalbernde Gletscher auch unterirdisch kalbert und es schon vorgekommen ist, dass Kajakfahrer hoch in die Luft katapultiert wurden, welche sich zu nahe an den Gletscher wagten. Wir halten eine sichere Distanz.

Weisskopf Seeadler hat es fast wie bei uns Spatzen
besonders die Schollen, welche sich schon mal gedreht haben, sind wunderschön blau

Sattsehen kann man sich kaum aber irgendwann entscheiden wir etwas aus den sehr dichten Eisschollen und -berge zu paddeln, Richtung unserem ersten Nachtlager. Langsam kann es auch Lukas geniessen. Pausenmöglichkeiten gibt es wie angekündigt keine. Überall ragen vom Gletscher glatt geschliffene Felswände steil hinauf.

keine Ausstiegsmöglichkeiten unterwegs
für das Spaghettiwasser nehmen wir einfach einen Eisklotz aus dem Wasser

Die Sawyer Island soll unser erstes Nachtlager werden. Beim Aussteigen müssen wir erstmals ins eisige, milchige Wasser stehen und auf die mit scharfen Muscheln versetzten Felsen klettern. Wo genau sollten wir unser grosses 5er Zelt einigermassen flach aufstellen? Obwohl Bären bekanntlich schwimmen können, dürfen wir auf dieser kleinen Insel ziemlich sicher vor ihnen sein. Trotzdem stellen wir unser Camp nach Protokoll auf. Unser Zelt müssen wir künstlich verkleinern, damit es auf einem kleinen Vorsprung Platz hat, mindestens 30m weg werden wir kochen und unsere Bärenkanister so lagern, dass der Bär sie nicht ins Meer rollen kann. Nochmals 30m entfernt müssen wir unsere Kajaks hoch über die Felsen tragen, denn die Tidle-Tabelle gibt an, dass das Meer bei Flut mindestens 4-5m steigen wird.

unser erstes Nachtlager
die Seehunde ziehen ihre Jungen ganz hinten im Tracy Arm auf, wo sie sicher sind vor Orkas und anderen Feinden

Nach einer kurzen Pause und einem ersten Verarbeiten der Eindrücke paddeln wir noch in den 2. Fjord bis nach hinten zum North Sawyer Gletscher, der zwar auch eindrücklich ist aber viel weniger kalbert. In der Abendsonne, die bis deutlich nach 10h scheint, geniessen wir unser Abendessen, freuen uns über die Seehunde, die immer «gwunderig» schauen, was wir für eine komische Spezies sind. Eindrücklich grosse Eisberge krachen immer wieder direkt in «unsere» Insel und von der Ferne hören wir die lauten Donner, des kalbernden Gletschers. Trotz nicht gerade bequemen Untergrunds schlafen wir alle recht gut bis ich am Morgen von einem nahen, schnaubenden Geräusch erwache. Ist jetzt tatsächlich ein Bär zu uns geschwommen? Ich wecke Lukas, der mit dem Bärenspray bewaffnet und lautem Rufen heldenhaft aus dem Zelt stürmt nur um zu entdecken, dass es nur ein Schweinswal war, der vor unserem Zelt seine Runden drehte.

 

wir können uns kaum satt sehen

Das Packen unserer Kajaks ist jeden Tag eine logistische Herausforderung. Das Gewicht muss ausgeglichen werden, keine Seitenlage und all unser Material passt nur in die kleinen Luken, wenn man das Puzzle richtig zusammensetzt. Ein letztes Mal pinkeln, das andere Geschäft darf nur in der intertidal Zone gemacht werden, was in dieser felsigen Landschaft schon fast eine sportliche Herausforderung ist, das Toilettenpapier muss anschliessend verbrannt werden, es gilt ganz strikte «leave no Trace» Regel in dieser unberührten Natur.

das morgendliche Packen der Kajaks
das schönste Zähneputzen der Welt (ausser dass die Zahnbürste nach dem spülen salzig schmeckt, gäll Ayla)

Obwohl ein Fjord des Pazifischen Ozeans, ist es v.a. in den frühen Morgenstunden und am Abend spiegelglatt

Elins Lebensgeister erwachen langsam wieder und doch lässt sie sich häufig von Lukas chauffieren. Auch Ayla muss immer wieder Pause machen vom Paddeln, zum Glück verursacht der kalbernde Gletscher eine leichte Strömung zu unseren Gunsten. Wenn man dann noch Ebbe und Flut etwas beachtet, muss man nicht allzu viel gegen-strom paddeln.

Joe

Bald realisieren wir, dass immer der gleiche Seehund neben uns herschwimmt und immer wieder neugierig sein Näschen in die Luft streckt. Anfangs immer hinter unseren Booten aber bald wird er mutiger und beobachtet uns auch von vorne, versucht uns mit seinen lustigen Kapriolen anzuspritzen. Wenn wir am Abend unser Nachtlager aufschlagen, wartet er geduldig bis wir am nächsten Tag wieder einwässern. Wenn man nur seine Gedanken lesen könnte. Am 3. Tag geben wir ihm einen Namen: Mr. Joe Beal kurz Joe. Er wird ein treuer Begleiter bis wir nach 5 Tagen wieder vom Captain Cook Boot bei der Harbourd Island aufgegabelt werden.

Mudcamp wird bei high tide leider überflutet

Eigentlich mögen wir alle nicht mehr aber es gibt kein Abkürzen, wir wissen, dass wir mindestens bis zum Mudcamp paddeln müssen. Da wir bei Ebbe ankommen, hätten wir grösste Lust auf dem schönen Sandstrand zu campen aber die Flutberechnungen lassen uns bald realisieren, dass unser Zelt bei Flut um 10h nachts schwimmen würde. Also «kleben» wir unser Zelt auf eine kleine mit Gras bewachsene Schiefebene bei einem nächsten Strand. Nach dem Nachtessen spielen wir noch ein Tichu, welches wir aber wegen der rasch steigenden Flut abbrechen müssen. Jeder Gang vom Zelt bis zu unserem Feuer und Kochstelle ist begleitet mit einem unserer Bärensprays aber zum Glück sehen wir nur Spuren im Sand von diesen riesigen Tieren.

typische Kochstelle mit Bärenkanister, Bärenspray und mindestens 30m weg vom Zelt

Happy Birthday Ayla. Leider bei leichtem Nieselregen versuchen wir ein etwas exquisiteres Frühstück als unsere obligaten Haferflocken mit Pulvermilch zur Feier des Tages hinzuzaubern, Pancakes, was leider aber in unserer einzigen Pfanne ohne Öl oder Butter nicht so richtig gelingt. Ein winzig kleines Geschenkli haben wir in einem Kompartiment des Kajaks mitgeschmuggelt. Die Stimmung im engen Fjord mit seinen Gletschern und steilen Felswänden ist auch bei Nieselregen imposant.

 

Paddeln bei Nieselregen
Wo hört der Himmel auf?
hoffentlich taucht nicht plötzlich ein Kreuzfahrtschiff in diesem Nebel auf

Eigentlich zufällig stellt Lukas unser Funkgerät an und hört auf dem Marine Channel, dass soeben ein grosses Kreuzfahrtschiff in den Tracy Arm eingefahren ist und kurz vor uns sein müsste. Und tatsächlich, nach der nächsten Kurve sehen wir dieses «Hochhaus im Wasser» welches fast den Fjord ausfüllt. Sieht er uns Winzlinge? Sicherheitshalber funkt Lukas den Kapitän an, welcher dann netterweise versucht einen Bogen um uns zu machen und seinen Speed auf 10 Knoten runterdrosselt. Wie kleine Celebrities werden wir mit riesigen, teuren Kameras von den verschiedenen Balkonen runter fotografiert, wir sind froh, dass uns die Bugwellen nicht umkippen. Irgendwann haben wir alle kalt und alles ist trotz Sprayskirt und Regenausrüstung feucht, so dass wir beim Ellbowcamp im dichten, mystischen temperate Tongass Regenwald mühsam ein Feuer entfachen -irgendwie sind die Zündwürfel nicht mitgekommen- und wärmen unsere kalten nassen Füsse.

 

David und Goliath

Bald eagles -Weisskopf Seeadler- fliegen hier herum wie bei uns Spatzen. Z.T. sitzen 3-4 dieser stolzen Vögel in den gleichen Baumwipfeln. Auch ein anderer grosser Raubvogel, ev. ein golden Eagle, treffen wir häufig an. Am Morgen erwache ich wieder wegen dem Prusten eines Wals, dieses Mal sicherlich grösser als ein Schweinswal, wir wissen, dass sie bis hier hoch zum Ellbogen des Fjords schwimmen und hoffen sie am heutigen Tag zu sehen. Die Wälder an den steilen Hängen sind nebelverhangen und langsam wird der Fjord weiter. Es ist ein anstrengender Paddeltag, da es bis zur Harbour Island eigentlich keine Ausstiegsmöglichkeiten gibt.

beim Ellbowcamp

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Captain Steve hat uns vor den Wirbeln beim Austritt des Tracy Arms in den Inner Passway des Pazifiks gewarnt. Man solle unbedingt nur bei Flut oder dann bei Ebbe durch aber nicht zwischendurch. Als wir am Ende des Fjords ankommen sieht aber alles schön ruhig aus und die Insel ist in erreichbarer Nähe. Nach einer kurzen Pause starten wir die Überquerung dieser mit Untiefen versetzten Engstelle. Das war eine schlechte Idee. Wie aus dem Nichts beginnt das Wasser plötzlich zu brodeln, Eisberge kommen in einem unglaublichen Tempo auf uns zugeschossen, das Ruder hat keine Chance gegen die extreme Strömung. Wir geraten alle etwas in Panik und entscheiden umzukehren und nochmals zu unserem Pausenstrand zurück zu paddeln. Einfacher gesagt als getan. Trotz intensivem Paddeln treibt es uns ab, wir müssen den rasenden Eisbergen ausweichen und haben Sorgen von einem der deutlich sichtbaren Wirbel verschlungen zu werden aber schlussendlich schaffen wir es wieder zurück an ein weiter unten gelegenes Ufer. Erleichtert ziehen wir die Boote an Land und entscheiden für 1,5h Spiele zu spielen bis dann Ebbe sein sollte. Interessanterweise hat uns Joe, unser begleitender Seehund, kurz vor dieser Stelle 2x laut zugerufen, was er in den ganzen 5 Tagen nie gemacht hat. Ob er uns warnen wollte? Er hat diese Meeres-Waschmaschine sichtlich genossen und hat sich in diesen starken Strömungen immer wieder hoch und runter treiben lassen.

Bei Ebbe war dann die Überquerung absolut problemlos und wir konnten unser Camp auf der schönen Harbour Island aufstellen, wo wir schon fast luxuriösen Platz für das Zelt fanden. Schon von unserer Kochstelle aus konnten wir die Humpback whales beobachten und entschieden am nächsten Tag einfach die Gegend zu erkunden in der Hoffnung diese Giganten mit Ehrfurcht von Nahe zu beobachten.

diese Farbe des Wassers!!!
Buckelwale direkt vor unserem Campplatz
wir können es kaum glauben, ORKAS!!

Dass wir dann noch das unsägliche Glück haben sollten, Orkas nur ein paar Meter weg von unseren Kajaks zu sehen, haben wir nicht zu hoffen gewagt. Eine 4er Gruppe mit einem grossen Männli und sicher einem Jungtier schwimmt auf einmal direkt auf uns zu. Sind es jetzt Killerwhales? Schauen sie, wo sie wiederauftauchen?

Dies fragen wir uns insbesondere beim grossen Buckelwal, welcher seine Tonnen von Plankton direkt vor unseren Booten zu verschlingen schien. Wird er uns plötzlich aufbocken oder mit seiner riesigen Schwanzflosse versenken? Aber eigentlich haben wir keine Angst, sondern sind ganz andächtig neben diesen wunderbaren Kreaturen. Es ist wie ein riesiges Abschiedsgeschenk von diesem unglaublichen Erlebnis. Unsere Nervosität war nicht unberechtigt, umso mehr sind wir froh, als wir das Captain Cook Schiff sehen und es unsere Kajaks und uns sicher an Bord hat. Es wird sicher ein unvergessliches Erlebnis bleiben, da sind sich alle einig. Die Anstrengungen des mehrere Stunden Paddeln pro Tag haben alle schon fast vergessen.

da kann man nur noch staunen
so nah!
die 5 Tage waren schlicht atemberaubend!!

Nach Ankunft in Juneau spät am Abend müssen wir noch vor einer Dusche ins Restaurant, wo wir uns über die erste frische Mahlzeit nach 5 Tagen Trockenfutter und astronauten Nahrung freuen, denn Restaurant schliessen spätestens um 9h abends. Umso später wird es, als wir realisieren, dass unser gesamter Campground evakuiert wurde, da der unterirdische Gletschersee ausgelaufen ist. Mittlerweile ist es 22h und wir haben keine Ahnung, wo wir schlafen können und die Dusche muss einen weiteren Tag warten. Per Zufall sehen wir Marc, einen Schweizer Umweltingenieur, welchen wir am Tag vor unserem Abendteuer mit seiner Frau Silvia und den beiden Kindern kennenlernten. Da sie am nächsten Tag um 6h früh die Fähre zurück nach Haines nehmen und sowieso im Campingbus übernachten, bieten sie uns an unser Zelt auf ihrem Campsite aufzustellen, worüber wir überglücklich sind.

Körperpflege nach 6 Tagen ohne Dusche!

Die Dusche nach 6 Tagen ist eine Wohltat sondergleichen. Im Waschsalon in Juneau waschen wir die vor Dreck fast stehende Wäsche. Zum Glück erst jetzt zeigt sich das typische Wetter in diesem Tongass Regenwald Gebiet. Trotzdem unternehmen wir eine Wanderung hoch zum Mendenhall Gletscher aber brechen auf Grund des sehr rutschigen Terrains vor dem Gipfel ab.

 

 

 

Das Abenteuer beginnt mit einem Highlight

Das letzte Wochenende in Toronto ist eigentlich ziemlich entspannt, so dass wir am Canada Day (1.7.) sogar an die Woodbine beach gehen können. Unser Plan mit dem Auto scheint auch aufzugehen. Nach einigen sehr verunsichernden Mails steht Mike am Montagmorgen da und übernimmt das schon ziemlich vollgepackte Auto und fährt los um die 5300km bis Whitehorse zu fahren. Wir nehmen am nächsten Tag das Flugzeug.

In Whitehorse angekommen ist nicht schwer zu erraten, wer uns abholen soll. Breitbeinig, in voller Cowboymontur, steht Dominic da und begrüsst uns freundlich. Kurz nach dem Flughafen verlieren wir das Netz und wir sehen nur noch unendliche Landschaften, Berge und Flüsse, die auf Grund der Waldbrände im Norden etwas «smoky» wirken. Die «Yukon horsepacking » (yukonhorsepacking.com) Ranch wird von Mandy und Armin mit ihren 4 kleinen Kinder liebevoll geführt. Neben den 17 Pferden haben sie 42 Schlittenhunde, mit welchen sie im Winter Rennen bestreiten. Dominik und Grace ist das Work-and-travel Pärchen, welches für die Saison aushilft.

Elin mit ihrer geliebten Clover

Der Start am nächsten Tag mit unseren Pferden ist ein Sprung ins kalte Wasser. Schon kurz hinter der Ranch gibt es keine wirklichen Trails mehr und unsere Pferde bulldozen durch die mannshohen Büsche, stossen umgestürzte Bäume auf die Seite und springen über sumpfige Stellen. Armin, der Besitzer, führt uns mit seinem Tagish und dem Packpferd gekonnt durch die Wildnis, entscheidet schon nach einer Stunde, dass wir stabil genug auf dem Rücken sitzen, um einen sehr steilen Hang runter zu reiten und eine noch nie genommene Abkürzung zu nehmen. Die Pferde rutschen praktisch auf ihrem Hintern und es braucht grosses Vertrauen unsererseits, dass sie wissen was sie machen.

 

Die Tage fliegen nur so vorbei, die Landschaft wechselt zwischen Sumpflandschaft, trockenen Kieferwälder, Hochebenen, felsigen Abschnitten und wunderbaren Ritten durch Bäche und kleine Weiher. Ohne Armin wären wir absolut verloren gewesen es gibt nichts was uns den Weg weist. Als wir nur kurze Zeit durch die Willows wandern, um die gesehenen Elche von näher zu betrachten bewundern wir unsere Pferde noch mehr. Für Menschen wäre es praktisch ein Ding der Unmöglichkeit durch diese dichten Büsche, die Sümpfe und die durch Fallholz fast undurchdringlichen Wälder zu wandern aber unsere Pferde kämpfen sich einfach durch, nehmen bei jedem steilen Aufstieg kurz Anlauf und traben dann den Berg hoch. Unsere Aufgabe ist einzig zu achten, dass wir nicht von Ästen runtergeworfen werden, dass wir schön in den Bügeln aufstehen um ihre Rücken zu entlasten und etwas zu achten, dass sie nicht allzu nahe an den Bäumen vorbeireiten.

Wir sind nicht ganz unglücklich hat Armin ein Gewehr dabei als wir die riesigen Abdrücke von Grizzly Tatzen im Sumpf und frischen Kot daneben sehen. Armin ist zwar zuversichtlich, dass die Hunde und die Pferde die Bären abhalten sollten. Wir trauen ihm. In weiter Distanz erspäht er Elche, Mountain goats und Adler, zeigt uns unglaubliche Biberdämme, die ganze Flussbette austrocknen lassen und zeigt uns natürlichen Sonnen- und Mosquito Schutz. Seine Grossmutter war eine Indianerin aber er meint er hätte es einfach vom Leben hier oben gelernt.

Jeden Abend stellen wir unser Camp an einem noch schöneren Ort auf. Einzige Bedingung ist, dass es etwas Gras für die Pferde hat. Während wir die Zelte aufbauen bereitet Armin ein feines Znacht auf dem Feuer, das nach den vielen Stunden auf dem Sattel noch besser schmeckt. Nelson und Coby, die beiden Hunde gesellen sich zu uns, während Armin spannende Geschichten aus dieser unglaublich verlassenen Gegend erzählt. Hier oben ist es ein Muss, dass man fischen, jagen und in der Wildnis überleben kann. Seine Frau Mandy hat diesen riesigen Elch eigenhändig geschossen in 4 Stücke geteilt und auf 2 Pferden nach Hause transportiert.

eines unserer wunderschönen Camps

der geborene Cowboy

Nach 4 Tagen durch absolute Wildnis, ohne Zivilisation ohne Netz und ohne Trails führt uns Armin zu den Takini Hotsprings, wo wir den Dreck der letzten Tage abwaschen und unsere etwas müden Muskeln im heissen Wasser verwöhnen.

unser super Guide Armin mit Tagish
von Mandy geschossener Elch, in 4 Stücke geteilt und mit 2 Pferden auf die Farm transportiert

Wir haben etwas Angst, dass wir den Trumpf für unsere Ferien schon ausgespielt haben. Viel schöner können wir es uns alle gar nicht vorstellen! Danke Mandy, Armin und v.a. unseren Pferden Chip, Clover, Snoopy und Barny und den zwei Packpferden Smith und Mocha. 

 

Kajak Rescue Training kurz bevor es ernst gilt

Sprung ins kalte Wasser um 7:30 morgens

 

 

 

 

 

 

Kurz vor unserer Abreise können wir doch noch am Kajak Rescue Training, welches wegen Gewitter und Sommerstürmen 2 mal verschoben wurde, teilnehmen. Michael Connor, dem wir die vielen coolen Fotos verdanken, ist extra schon am Morgen früh zum Harbourfront Kajak center gekommen und hat sich als super Lehrer, welcher sich gut im Outback in Alaska auskennt, herausgestellt. Der Sprung in den kalten Lake Ontario brauchte trotz Drysuits etwas Überwindung aber danach hat uns nichts mehr abgehalten, die verschiedenen Varianten wieder ins Boot zu steigen auszuprobieren. Trotzdem wird unser primäres Ziel in Alaska sein NICHT ins mit Eisschollen versetzte Meer zu kentern.

 

 

Abschied

Bittersüss ist der Abschied von dieser Stadt, die wir sehr gerne bekommen haben. Die Downs vom never-ending Winter sind vergessen und in den letzten Wochen konnten wir gar nicht genug kriegen von dieser pulsierenden Stadt mit all ihren Festivals, den Patios und dieser offenen Pluralität, die hier einfach die Normalität ist.

Pride-Festival
Pride-Festival

 

 

 

 

 

 

 

Viel schwieriger wird der Abschied von all den lieb gewonnenen Freunden. Bei einer Abschiedsparty auf unserer kleinen Terrasse haben wir die Diversität von Toronto im Kleinformat zu Besuch. Leute aus verschiedensten Ländern und verschiedenstem Hintergrund, die wir bei der Arbeit, in der Schule, beim Tanzen, als Nachbarn oder einfach so kennengelernt haben. Wir werden sie alle sehr vermissen und hoffen die Einen oder Anderen in der Schweiz wieder zu sehen. 

Christina, Sara, Sung Shin

 

Auch Ayla und Elin müssen von all ihren Aktivitäten und v.a. Freunden Abschied nehmen. Bei Elin gibt es noch eine grosse Graduation Feier, da die Kinder jetzt von der Primarschule in die Mittelstufe übertreten. Graduation bedeutet hier die Nägel lackieren lassen, sich chic anzuziehen und die Haare machen lassen…für uns alle eher Neuland und Elin entscheidet nicht auch noch den Trend der „Stöggelischuhe“ mit zu machen. Zum Glück ist sie eh schon die Grösste ihrer Klasse, so fällt es gar nicht auf. Besonders stolz sind wir, als wir erfahren, dass sie den ehrwürdigen „Principal award“ for „best student leadership“ gewonnen hat. Bravo Elin!

Elin beim Empfangen des Principal Awards
Elin’s Halbklasse mit Mr. Puentes ihrem genialen Lehrer
unsere Familie mit Elin’s besten Freundinnen Elli, Janaya und Xenia
die dicksten Freundinnen

mit Janaya

unser Terrassen Mitbewohner (Mutter mit 3 Jungen) nutzt es voll aus, dass Skip nicht mehr für Ordnung sorgt

 

Besuch von Mormor und Farfar

auf dem Casa Loma

Wie schön, dass wir Mormor und Farfar noch kurz vor dem Ende unseres Toronto Aufenthaltes, unser vorübergehendes Daheim zeigen dürfen. Sie kommen zur perfekten Zeit und Kanada zeigt sich von seiner besten Seite. Nach ein paar Tagen hier in der Stadt, mache ich mit ihnen eine Rundfahrt hoch nach Bruce Peninsula-Manitoulin Island-Sudbury- Midland und dann wieder zurück nach Toronto. 

Bruce Peninsula

Dieses türkisblaue Wasser, das wir das letzte Mal zusammen mit Schafers noch zum Teil eisbedeckt erlebt habe, fasziniert bei warmen Temperaturen noch mehr. Leider gefällt diese Wärme auch den Blackflies und den ersten Mücken aber beim Wandern entlang des Brucetrails werden wir nur wenig gestört und sehen noch andere Tiere, die die wärmenden Sonnenstrahlen geniessen. 

Mit der Fähre geht es dann von Tobermory rüber auf Manitoulin Island ein Naturparadies mitten im Lake Huron. Wir übernachten im gemütlichen, wunderschön gelegenen Rockville Bed and Breakfast und beobachten jeden Tag fasziniert, die vielen Kolibris an den speziell aufgehängten Tränken. 

Rockville Inn BnB

Restaurants, Tankstellen und Einkaufsmöglichkeiten gibt es nur ganz wenige auf dieser grössten Insel in einem Frischwasser See. Dafür hat sie umso mehr Natur und auch spannende Kultur der First Nations zu bieten. In einem Community center lernen wir über ihre Kultur, Kunst aber auch über die traurige Geschichte der residential schools. Auf einer Wanderung sehe ich sogar eines dieser lustigen Porcupines aus dessen Stacheln die Natives ihre Körbchen flechten und dekorieren.

Porcupine

Den Regentag nutzen wir um noch einmal das spannende Science North in Sudburry zu erkunden und dann auch die vielen Kilometer entlang der Georgian Bay wieder Richtung Süden zu fahren. Bei Midland übernachten wir tatsächlich in einem floating Hotel und sind sehr froh, dass der Dauerregen vom Vortag vorbei ist. Aus dem Bett haben wir Aussicht auf die Bay, sehen junge Biber und ganz viele Wasservögel, die im Schilf ihre Nester gebaut haben. Für uns alle aber v.a. für Farfar ist der Besuch im alten Dampfer SS Keewatin ein Highlight. Gleichzeitig gebaut wie die Titanic, hat dieses Schiff viele Fahrten über den Lake Huron gemacht und wird von ein paar Enthusiasten in bestem Zustand gehalten. 

spannende Führung durch die SS Keewatin

 

Endlich Frühling

la Birreria

Bei schönstem Frühlingswetter verbringen Ayla und ich ein Mutter-Tochter Wochenende in NY und geniessen es in allen Zügen. Fast am glücklichsten macht es Ayla, dass sie tatsächlich das erste Mal in ihrem Leben in einem Hotel übernachten kann und nicht wie sonst mit unserer Familie im Zelt oder wenn es hoch kommt in einem AirBnB. 

das erste Mal in einem Hotel

Als kulturelles Highlight besuchen wir die Colorfactory, wo lokale Künster das Thema „Farbe“ mit verschiedensten coolen Installationen interpretieren. Ayla meinte, so käme sie in jedes Museum oder Ausstellung mit. Wirklich gut gemacht!

Colorfactory

 

Aber auch in Toronto spriessen endlich die Blätter an den Bäumen, die Kaffee’s stuhlen nach draussen und die ganze Stadt scheint wieder lebendig zu werden. Jedes Wochenende können irgendwelche Festivals besucht werden und die bunte, multikulturelle Gesellschaft macht das gesamte Stadtbild freundlich und fröhlich. Wir werden es vermissen!

Wir hätten in keinem besseren Jahr kommen können. Tatsächlich werde sogar ich zu einem passiv-Sport Fan und fiebere für den Toronto Basketball Club-die Raptors- an den NBA mit. In Downtown Toronto aber auch in allen kleinen Suburbs und Städte von Canada gibt es eine riesige Party von Anfang der Finals bis sie dann tatsächlich Champion werden. Die Raptors gewinnen zum ersten Mal in der Geschichte die NBA’s und freuen sich als einzige nicht US Mannschaft extrem. Ayla und Lukas haben natürlich schon vor den Finals die Spiele verfolgt, bei den Finals fiebern wir dann als gesamte Familie mit. Bravo Raptors! Der 17. Juni wird vom Stadtpräsidenten von Toronto sogar zu einem neuen Feiertag ernannt und Lukas kriegt von seinem Arbeitsgeber frei, um an die Feierparade zu gehen. Das nennt man Nationalstolz, schön dass auch dieser bunt, mit Turbanen, Schleier, Kippas etc verziert ist!

Raptors gewinnen

In jeder Hinsicht erfreulich!

Einmal mehr nehmen wir die Kinder aus der Schule und verlängern das Wochenende. Erfreulicherweise ist die Wetterprognose genau für das Wochenende recht gut, davor regnet es und danach auch wieder. Der Frühling tut sich weiterhin sehr schwer sich in voller Pracht zu zeigen und die Temperaturen fallen unter Null in der Nacht und klettern kaum über 10Grad am Tag hier oben im Norden von Toronto.

Wir fahren zusammen mit Aimée, der Freundin von Ayla, hoch in den Nordwesten des Algonquin Parks, wo wir im Januar ein langes Wochenende mit Schneeschuhwandern und Hundeschlittenfahren verbracht haben. Genau auf dieser Schneeschuhtour in der Nähe unseres Kanuvermieters hat Ayla damals ihr Handy im 3m tiefen Schnee verloren. Eher zum Spass entscheiden wir jetzt kurz nach der Schneeschmelze nochmals den gleichen Weg abzuschreiten und nach dem verlorenen Handy im tiefen Wald Ausschau zu halten.

Wir können es alle kaum glauben als es tatsächlich plötzlich vor uns im Altschnee-Schlamm Gemisch liegt. Noch viel weniger können wir es fassen, als es nach einer Nacht im Reisbett problemlos angeht und seither tadellos funktioniert. Ayla ist verständlicherweise überglücklich, spart sie so doch 800.- CAD, die sie stattdessen für ihren Rössli-Traum auf die Seite legen kann.

 

1. Portage

 

Amable du fond

Am Freitag starten wir bei kühlen Temperaturen und Nieselregen und üben schon mal unsere Kanu-Skills beim stark meandernden Amable du Fond River, welcher uns in die praktisch unberührte, nordwestliche Gegend dieses grossen Nationalparks bringt. Kein Netz, keine Strasse aber gut ausgeschilderte Ausstiege für die Passagen zwischen den Seen oder um die Stromschnellen zu überbrücken. Am Tag davor war auf dem See anscheinend noch eine fast flächendeckende Eisplatte und die Kanuvermieter wollten uns zuerst gar nicht gehen lassen. Der Park war offiziell noch geschlossen. Aber dank einem heftigen Dauerregen in der Nacht auf Freitag waren zumindest die grossen Seen eisfrei.

wärmendes Frühstück in der Sonne nach einer eisigen Nacht
Yoga ist ansteckend
Essen, Zahnpaste, Sonnencreme wie es sich gehört bärensicher aufgehängt

Bei schönstem Wetter wachen wir am Samstag auf und paddeln nach einem gemütlichen wärmenden Frühstück tiefer in den Park hinein. Nach 2h paddeln sind alle schon etwas müde und wir wählen ein schnuggeliges Inseli als unser nächstes Nachtlager, hier müssen wir auch nicht so Sorgen haben, wenn wir in der Nacht mal bislen müssen. Bären können zwar schwimmen aber wir entscheiden gemeinsam, dass sie kaum so weit schwimmen würden. Zuerst geniessen wir die Sonne und fahren nach gesammelten Kräften noch zu einem Wasserfall, diesmal ohne Gepäck.

Lukas geht beim Einstieg ins, diesmal nicht schwer beladenem, Kanu gerade mal unfreiwillig im 2 Grad warmen Wasser baden, um so schneller paddelt er danach um sich warm zu halten, was wiederum mir zu Gunsten kommt.

 

Überall sehen wir Spuren von Elchen und auch Bären aber wir begegnen ihnen nicht, den Bärenspray haben wir eh vergessen bei unserem Zelt.

am Abend ist der See spiegelglatt

Neben Marshmallows braten wir auch Lukas Socken über dem züngelnden Feuer und geniessen alle die absolute Ruhe, die nur manchmal vom Schreien von Eulen oder sonstigen nachtaktiven Tieren durchbrochen wird.

Nur Lukas ist in das 2Grad warme Wasser gekentert und muss Socken trocknen

Diese Nacht ist nicht mehr ganz so kalt aber am nächsten Tag weht ein starker Wind und wir sind alle etwas besorgt, dass wir wirklich kentern könnten bei den nicht unerheblichen Wellen. Erfreulicherweise ist der Wind uns gut gesinnt und gibt uns etwas Rückenantrieb auf der anstrengenden Fahrt zurück.

nochmals 2 Portagen
wieder zurück meandern

Kaum ins Auto gestiegen und losgefahren sehen wir doch noch 2 Elche. Also in jeder Hinsicht ein wunderbares Wochenende!

auf der Heimfahrt doch noch gesehen

Geschafft!!!

 

endlich wieder bei uns

Erstens haben wir es geschafft die 4 Monate ohne Lars ohne allzu grossen Magengeschwüre zu überstehen. Während er seine Zeit in Südamerika vollumfänglich genossen hat, hatten wir schon immer mal wieder mulmige Gefühle und waren froh über die moderne Technologie, die uns ein fast konstantes „stalken“ und einen relativ engen Kontakt erlaubte. Aber noch viel schöner war es, als er heil und munter in Toronto ankam und wir ihn in die Arme nehmen konnten. Ayla hat es dann auch geschafft ihn solange zu bearbeiten, dass er sich entschied den Schnauz und die langen Haare abzuschneiden.

zuerst die Haare dann muss auch der Schnauz weg

 

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben die kurzen 5 Tage mit ihm sehr genossen und sind gespannt auf die Geschichten, welche wir dann aus der Schweiz hören werden. Seine Pläne bleiben auf jeden Fall spannend und können unter @masterværk auf Instagram verfolgt werden. Er plant ein ehemaliger Paketlieferwagen der Post in eine coole Wohnung auf Rädern umzubauen, wir freuen uns!

Als Zweites haben wir die masochistische Selbstkasteiung geschafft, einen vollen Marathon zu rennen und die Ziellinie zu überschreiten.

GESCHAFFT

Nach 4 monatiger Vorbereitung bei zum Teil Minustemperaturen von -25Grad rannten wir den Toronto Marathon bei schönstem Frühlingswetter, aber geniessen konnten wir nur bis km 35. Danach hat auch uns der Hammermann besucht und die letzten 7km wurden zu einer Tortur. Bis dahin waren wir zuversichtlich es nicht nur zu schaffen sondern auch unter 4h zu laufen. Das hat dann leider am Schluss doch nicht mehr ganz gereicht aber wir haben es bis zur Ziellinie geschafft und das war die Hauptsache.

 

 

 

 

 

 

 

 

KM 27, da war alles noch in Ordnung

 

 

 

 

 

 

KM 30, nur noch bis zu den Hochhäusern und zurück (wir sind schon länger vorbei)

Als Drittes hat es hier der Frühling ENDLICH geschafft Einkehr zu halten. Endlich klettern die Temperaturen über 10 Grad und die Knospen an Bäumen und Pflanzen spriessen und zeigen langsam ihre Pracht. Im Highpark bricht ein richtiger Hype aus, da die japanischen Kirschbäume blühen und dank Instagram zu einer regelrechten Pilgerstätte werden.

Dieses Wochenende gehen wir im Algonquin NP Kanu fahren, haben aber gerade heute erfahren, dass die meisten See noch vereist sind und der Park offiziell noch geschlossen ist, was sogar für die Kanadier aussergewöhnlich ist. Wir werden wohl unser Kanu zu einem Eisbrecher umrüsten müssen, denn wir hoffen doch so weit wie möglich in die sonst nicht erreichbare Wildernis einzudringen und ein paar erwachende Bären und brünstige Elche zu sehen.

Fast-Karibik mit besten Freunden

AirBnB mit Aussicht auf Lake Huron

Endlich ist er da, der lang ersehnte Besuch aus der Schweiz. Mit Freuden empfangen wir die ganze Familie Schafer, welche ihre Frühlingsferien hier in Kanada verbringen und so ihren Winter etwas verlängern. Die ersten paar Tage erkunden sie Toronto aber nachher lassen wir es uns nicht entgehen und begleiten sie zur Bruce Peninsula und anschliessend noch ins Weinbaugebiet bei den Niagara Fällen. Ein kurzes Mail an die Schulen reicht, dass die Girls auch mit dürfen.

unser gemütliches AirBnB lädt zum geselligen Zusammensein ein

Die Teenagers haben ein separates Häuschen mit Billiard Tisch

Obwohl es noch Schnee am Ufer des Huron Lakes hat und das Wasser maximal 5 Grad hat, können es die Kinder und später auch Lukas und Res nicht lassen mit dem zum Haus gehörenden Kanu raus zu fahren. Iven, Res und Lukas wollen uns ein feines Znacht fischen gehen. Nach akribischer Vorbereitung der Angelrute und dickem Einpacken mit Daunenjacke, Ski/Regenhosen etc. paddeln sie los. Es dauert nicht lange und sie kommen schwimmend (so gut das mit aufgesogener Daunenjacke etc geht) mit dem Kanu im Schlepptau zurück- ohne Fisch. Sie haben sich natürlich auch den Tag ausgesucht, an welchem es zu stürmen begann und nicht viel später einmal mehr alles weiss bedeckt war.

Iven und Ayla

leider kentern sie bevor der Fisch gefangen ist

Die Girls haben sich in der Zwischenzeit im dazugehörigen Hot tub gewärmt und dann auch noch einen Sprung ins eisige Wasser gewagt.

auch ein Whirlpool gehört dazu

das Eis ist erst gerade geschmolzen

Skip geniesst die Freiheit

Die Bruce Peninsula ist bekannt für seine Strände die ausser der fehlenden  Wärme an die Karibik erinnern. Erst vor 6 Wochen war ich in der selben Gegend bei -20 Grad und gefrorenem See. Jetzt konnten wir zum Glück die unglaublichen Farben bewundern und fühlten schon ein paar wärmende Sonnenstrahlen während unserer Wanderung entlang des Bruce Trails.

entlang dem Bruce Trail

Res und Andrea

Iven, Ella und Elin

Wir geniessen die vielen gemütlichen Stunden bei erstaunlich gutem Ontario Wein und finden auch ein paar wirklich feine Restaurants in dieser sonst ziemlich abgeschiedenen Gegend. Im Sommer soll der Tourismus hier aber boomen…jetzt merkt man wenig davon. Das Wetter zeigt sich aprilmässig wechselhaft, von Sonnenschein und fast schon warmen Temperaturen am Anfang, erleben wir auch einen Eis-Schnee-Sturm, welcher die gesamte Landschaft wieder in Weiss tunkt. Für die ATV Tour durch die Wälder der Blue Mountains sind diese paar Zentimeter Schnee perfekt.

Ayla, Iven und Res als Driver

der Eisregen hat den Wald verzaubert

Iven chauffiert Ella durch den Wald

Die Zeit ist leider viel zu schnell um. Beim 2. AirBnB haben wir etwas weniger Glück aber können doch noch die schöne Weingegend und v.a. auch die Fälle bei Niagara bewundern, bevor es zurück in die Grossstadt geht. Wehmütig lassen wir unsere lieben Freunde ziehen und freuen uns schon auf den nächsten Besuch. In nur 2 Wochen werden wir Lars wieder sehen, der dann sein 4 Monate langes Abenteuer in Südamerika beendet und nach einem stopover hier in Toronto zurück in die Schweiz fliegen wird.